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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 30.10.2008


Sara Tavares – Alive in Lisboa
Henriette Jankow

Sie ist eine der bedeutendsten KünstlerInnen Portugals. Mit "Alive in Lisboa" sind ihre beiden Erfolgsalben "Mi Ma Bo" (2000) und "Balance" (2006) in einem Set mit einer Konzert-DVD erschienen.




Als Tochter kapverdischer Eltern lernte die mittlerweile 30-jährige Sara Tavares früh die Verachtung und Zurückweisung der Gesellschaft kennen. Sie wuchs bei einer älteren Portugiesin auf, nachdem ihr Vater in die USA auswanderte und die Mutter sich nach Süden absetzte. Obwohl sie ein Dach über dem Kopf hatte, waren die Straßen Lissabons ihre Schule des Lebens.

Mit 15 Jahren, nach ihrem Erfolg beim Eurovision Song Contest und dem portugiesischen RTP Contest, standen ihr nahezu alle Türen der nationalen Unterhaltungsbranche offen und sie wurde in die wichtigsten Shows des portugiesischen Fernsehens eingeladen. Ihre Interpretation von "God Help The Outcast", dem Titelsong der Walt-Disney-Produktion "Der Glöckner von Notre Dame", und ihr erstes Album "Sara and Shout" (1996), brachten sie ihren Vorbildern Aretha Franklin und Whitney musikalisch sehr nahe. Drei Jahre nach dem Beginn ihrer Karriere war sie auf dem besten Weg ein Mainstream–Popstar zu werden.

Es ist wohl das Glück ihrer derzeitigen Fans, dass Sara Tavares sich eine mehrjährige Auszeit gönnte. Sie reiste nach Kap Verde und durch Westafrika, um dort ihre Wurzeln neu zu entdecken. Dieser Besinnung auf sich selbst, initiiert durch den nigerianischen Produzenten Lokua Kanza, der unter anderem auch mit Youssu N`Dour gearbeitet hat, folgte eine musikalische Wende. Im Jahre 2000 veröffentlichte sie das Album "Mi Ma Bo", welches zunächst nur in Portugal erschien. 6 Jahre später folgt "Balancê", womit ihr der internationale Durchbruch gelang.

Beide Alben und die DVD eines viel umjubelten Konzertes in Lissabon, welches sie im März 2007 gab, sind nun im 3er–Set "Alive in Lisboa" erschienen. Tavares schrieb und komponierte einen großen Teil der Songs selbst und sie erzählt vom Leben, von Lissabon und der Liebe. Inspiriert durch die eigene Biografie einer afrikanischstämmigen Portugiesin stehen ihre Lieder für das Leben zwischen zwei Welten. In ihren Liedern mischen sich nicht allein Komponenten des Gospels und Funks mit afrikanischen und typisch portugiesischen Klängen, sondern ihre Texte verbinden auch Sprachelemente des Portugiesischen mit dem kapverdischen `Crioulo´. Überfrachtete Arrangements sind minimaler instrumentaler Begleitung gewichen und geben so ihrer sanften, klaren und nicht minder kraftvollen Stimme den gebührlichen Raum. Während zum Beispiel "Guisa" an klassischen Fado erinnert, birgt "Chuva de Verao" Elemente des Souls. Ein Erkennungsmerkmal für Tavares ist die akustische Gitarre. Leicht und rhythmisch gezupft, ist sie der Klangteppich für Tavares soften Gesang, wie in "Lisboa Kuya". In "Nha Gretcheu" kommt Tavares` Stimme vor den Drums und der Background-Gitarre in all ihren Nuancen zur Geltung. Fans der minimalistischen Klangwelt bei maximaler stimmlicher Leistung kommen bei dem Duett mit der portugiesischen Fado-Sängerin Ana Moura auf ihre Kosten. Fast schon beschwörerisch intensiv wirken Tavares helle Stimme und die dunkle Klangfarbe von Mouras Gesang im a Cappella Song "De Nua". Man muss nicht unbedingt Portugiesisch können, um diese Musik auf sich wirken zu lassen. Tavares stellt erneut unter Beweis, dass die Sprach der Musik universell ist. Im Mai 2009 wird Sara Tavares auch in Berlin vorbeischauen, um ihr Album vorzustellen.

Sara Tavares im Netz: www.saratavares.com und Aline De Lima - Acai

AVIVA-Tipp: Nach ihrem rasanten Aufstieg zu Beginn ihrer Karriere hat Sara Tavares sich selbst neu erfunden – welch ein Glück für die Musikszene. Abseits des Mainstreams liefert Tavares so manche musikalische Offenbarung. Authentisch und individuell, überzeugt sie durch ihr nuancenreiches Klangvolumen und ihre selbst komponierten Stücke. Die mitgelieferte DVD zeigt, dass ihre Live-Auftritte den Studioaufnahmen in nichts nachstehen und dass sie es auch schafft, eine Nähe zum Publikum aufzubauen. Sie, die in ihrem Leben zwischen Afrika und Portugal so einiges gesehen hat, bezeichnet sich zurecht als eine Repräsentantin der neuen Generation afrikanischstämmiger PortugiesInnen.

Sara Tavares
Alive in Lisboa
Label: World Connection, VÖ Oktober 2008


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Beitrag vom 30.10.2008

AVIVA-Redaktion